Conductor Bau GmbH
Einladungswettbewerb im kooperativen Verfahren, Teilnahme
mit Kern Architekten PartGmbB
Januar 2025
Städtebauliches Konzept:
Der Entwurf greift durch die städtebauliche Setzung der sechs neuen Baukörper die Qualitäten des Ortes auf: die ruhige und naturnahe Lage am Hang in direkter Nähe und mit Blickbeziehung zur Altstadt. Es wird ein sich mit der Umgebung verbindendes neues Quartier geschaffen, in dem Wohnen mit viel Luft, Licht, natürlichen Materialien, Durchblicken und Ausblicken entsteht. Die sechs Baukörper bewegen sich topographisch mit dem Hang nach Norden, halten jedoch zur mächtigen Stützmauer und dem starken Geländeanstieg im Nordwesten Abstand. Zueinander sitzen sie so, dass sie den Bewohnerinnen von jeder Wohnung aus besten Ausblick und Orientierung zur Altstadt nach Osten und nach Süden bieten. Alle Gebäude im Gebiet haben ein leicht geneigtes Satteldach mit Dachüberstand und knüpfen damit an die örtliche Bauweise an.
Je zwei baugleiche Gebäude, abgestuft in der Geschossigkeit, ordnen sich im Gebiet rund um den Quartiers-Anger: die Laubgengang-Gebäude mit durchgesteckten Wohnungen nach Osten, die höheren Punkthäuser mit Wohnungen nach Ost und Süd sowie zwei Reihenhaus-Zeilen.
Die zwei Gebäude mit Laubengänge erstrecken sich von Nord nach Süd. Das erste Haus ist drei Geschosse hoch und markiert mit dem Giebel zur Memminger Straße einen niedrigen Eingang ins Quartier. Das zweite Haus ist viergeschossig und stellt den Übergang zum Hang im Westen dar. Alle Wohnungen sind mit Balkonen und Aufenthaltsräumen nach Osten orientiert, von Westen her sind die Wohneinheiten über den offenen Laubengangmit jeweils einer überdachten Treppe mit Aufzug erschlossen.
Im Südwesten bilden das fünf- und das sechsgeschossige Punkthaus den Hochpunkt im Quartier und versprechen damit Wohnungen mit bester Aussicht und Belichtung. Die Gebäude folgen dem Verlauf der Memminger Straße und wenden sich mit Ihren Giebeln einladend dem Quartiers-Eingang sowie der Altstadt Mindelheims zu. Dabei stehen Sie auf dem vorhandenen topografischen Plateau, lediglich das Erdgeschoss entlang der Memminger Straße ist mit seinen Fahrradräumen ins leicht ansteigende Gelände eingebettet.
Die Reihenhäuser sind der kleinteiligeren Wohnbebauung im Norden zugeordnet und auf zwei Reihen mit jeweils fünf Wohneinheiten aufgeteilt.
Es entstehen vielfältige Wohnsituationen mit flexiblen Wohnungsgrößen und wandelbaren Raumzuschnitten, die jedoch immer einer ähnlichen Grundrissorganisation folgen. Die Wohnungen sind alle mehrseitig belüftet und belichtet, die erdgeschossigen Gartenzonen und obergeschossigen, vorgehängten und flexiblen Balkonen schaffen einen Außenraum, der mit dem Umfeld interagiert und dennoch privat ist. In den obersten Geschossen bieten Penthouse-Wohnungen unter dem Dach mit sehr großen Balkonen einen ganz besonderen Charme. Im ersten Punkthaus am Eingang zum Quartier ist neben dem öffentlichen Nachbarschafts-Café im Erdgeschoss der sozial geförderte Wohnungsbau untergebracht.
Die zweigeschossige Unterkellerung beherbergt Lagerräume sowie 112 PKW-Stellplätze. Die Tiefgarage wird über eine Rampe am Anfang des Unteren Mayenbadwegs erschlossen. Von jedem Wohnhaus aus ist die Tiefgarage direkt über Treppenhaus mit Aufzug angebunden.
Der Entwurf erreicht nicht die gewünschte Höchstanzahl an Wohn-Nutzfläche. Aus Sicht der Entwurfsverfasser erscheint jedoch mit der vorgeschlagenen Bebauung die größtmögliche Dichte und Höhe an diesem Ort unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen erreicht.
Funktionalität/Materialität:
Durch die zwei Gebäudetypen außerhalb der Reihenhäuser ist ein hoher Wiederholungsfaktor gegeben. Dabei werden sämtliche Elemente und Bauteile als Tafeln vorgefertigt und auf die Baustelle geliefert, die Nasszellen eines jeweiligen Wohnungstyps sind baugleich und können als Modul seriell vorproduziert werden, die Balkone werden vorgehängt.
Auf der Unterkellerung in Massivbauweise werden die Gebäude in Holzständerbauweise errichtet. Die Fassaden zeigen das Material Holz mit einer vorvergrauten hinterlüfteten Verschalung nach außen, die vorgehängte Balkonstruktur kann ebenfalls in Holz errichtet werden. Bei den höheren Gebäuden ist aufgrund der Gebäudeklasse auch eine Hybridbauweise denkbar.
Freianlagen:
Die städtebauliche Setzung im Zusammenspiel mit der freiraumplanerischen Intention schafft ein Quartier mit differenzierten Räumen, Nutzungsmöglichkeiten und Atmosphären, das sowohl nach Innen aber auch nach Außen kommuniziert und eine Verbindung zu seiner Umgebung herstellt: die Lindenallee im Süden, der Bergwald im Westen, die Blickbeziehung zur Altstadt im Osten und die Verbindung in die freie Landschaft nördlich des Quartiers. Eine wichtige Rolle spielt auch die Topografie, die zwischen dem westlichen Bergwald und der östlichen und nördlichen Siedlung ebenso vermittelt wie die Höhe der neuen Baukörper.
Nähert man sich entlang der Memminger Straße dem neuen Quartier, so rücken das giebelständige Bestandsgebäude neben der Liebfrauenkirche und das der Lindenbrauerei ins Blickfeld. Rechterhand wird dieses Bild durch einen neuen Baustein mit Satteldach ergänzt, welcher mit seiner Terrasse und kleinem Nachbarschafts-Café im Erdgeschoss Bewohner und Besucher willkommen heißt und den Auftakt in das neue Quartier bildet. Folgt man der Einladung zwischen den beiden südlichen Baukörpern hindurch, weitet sich der Raum und man gelangt in die Quartiersmitte: ein grüner Anger als Treffpunkt und Aufenthaltsort, ergänzt um den „Quartiersacker“ zum gemeinschaftlichen Gärtnern. Als zentraler Ort im Freiraumsystem fungiert er als Gelenk für die aus allen vier Richtungen ankommenden Wege.
Von Osten her verbindet eine barrierearme Rampe die Besucherstellplätze entlang des Unteren Mayenbadweges mit der Quartiersmitte. Nach Westen gelangt man zum Spiel-Anger, welcher die vorhandene Stützmauer neu bespielt und in das Freiraumsystem integriert. Von hier gelangt man über eine Treppe zum höher gelegenen Balkon, der, die Topografie ausnutzend, den Blick nach Osten in Richtung Altstadt schweifen lässt. Folgt man vom Anger aus dem Weg nach Norden gelangt man zwischen grünen Böschungen, die zwischen dem Mehrfamilienhaus im Westen und den Reihenhäusern im Osten vermitteln, zu einer Sitzecke, die über mehrere Stufen an den nördlichen Mayenbadweg anschließt.
Die westliche Hangkante, die sich mit lockeren Baumstellungen, eingestreuten Holzpodesten und Trampelpfaden an dem natürlichen Bild des Bergwaldes orientiert, kann entweder über die Treppe an der Spielwand oder über einen Steg vom Laubengang des angrenzenden Baukörpers erreicht und als Aufenthaltsort für die Bewohner genutzt werden. Den Erdgeschoßwohnungen sind Terrassen und Pflanzflächen, den Reihenhäusern kleine Gärten vorgelagert.
Die erforderlichen Besucherstellplätze werden entlang des Mayenbadweges nachgewiesen, fünf weitere befinden sich in der Tiefgarage. Für Fahrräder werden gemeinschaftliche Abstellräume in den Erdgeschoß- bzw. Sockelgeschoßen vorgesehen. Weitere Besucherstellplätze befinden sich dezentral verteilt in den Eingangsbereichen der Gebäude. Die Feuerwehrzufahrten und Aufstellflächen sind im Lageplan dargestellt.
Klimaanpassung, Nachhaltigkeit und Regenwassermanagement:
- Verwendung nachhaltiger Baustoffe, vorrangig Holzbauweise
- Wenig Flächenversiegelung aufgrund hoher Geschossigkeit der Neubauten
- Natürliche Verschattung durch großkronige Klimabäume
- Förderung der Biodiversität durch artenreiche Wiesen- und Staudenpflanzungen, Vogel- und Bienennährgehölze
- Partielle Fassadenbegrünung durch bodengebundene Kletterpflanzen
- PV-Anlagen und Gründächer (Neigung 10°) mit Anschluss an Regenwasserzisternen bzw. an das Retentionsdach auf der Tiefgarage
- Retentionsmulde mit Überlauf am Fuß der westlichen Hangkante zum Abfangen des Hangwassers
- Versickerungsaktive Beläge
- Temporäre Rückstaufläche im Anger
Energie:
Es wird vorgeschlagen, die Grundversorgung des Quartiers über eine zentrale Hackschnitzel-Heizung zu gewährleisten. Ergänzend kann über Geothermie geheizt und das Warmwasser aufbereitet werden. Der Strombedarf im Gebiet wird ebenfalls über die gebietseigene PV-Anlage auf den sehr günstig gelegenen, geneigten Dachflächen autark gedeckt.