Siedlungswerk Nürnberg GmbH, Nürnberg
Realisierungswettbewerb, ein 2. Preis
mit raum.land architekten
Mai 2024
Die vorgefundene freiräumliche Situation zwischen den Zeilen zeichnet eine geringe Akzeptanz und Nutzung ab, weist jedoch auch einige Potentiale auf, die durch verschiedene Interventionen eine Neuordnung sowie eine Aufwertung der Aufenthaltsqualität und Nutzbarkeit der Fläche erlauben.
Zur Zollhausstraße hin werden die Höfe mit einer Lärmschutzwand begrenzt und vom Straßenlärm abgeschirmt. Diese weicht Bestandsbäumen aus, integriert das Müllhäuschen und wird hofseitig begrünt. Am Gensfelderweg erfahren die vorhandenen Gargagengebäude eine Umnutzung und bespielen mit ihren neuen Funktionen den Hof mit. Zwischen den beiden Begrenzungen spannt sich der grüne Hof auf, der neben Gemeinschaftsterrasse und Spielbereich eine Rasenfläche zur individuellen Aneignung bietet. Vereinzelt werden an geeigneten Stellen weitere Bäume eingestreut, um ausreichend natürliche Verschattung und eine angenehme Atmosphäre zu generieren. Entlang der Südfassaden erstreckt sich in geschwungener Form das Biodiversitätsband, eine intensiv artenreich bepflanzte Zone, die in Kombination mit einigen Hügeln einerseits einen Filter zu den angrenzenden Loggien der unteren Geschoße bildet und zudem in ihren Buchten Mulden einbettet, die bei trockener Witterung als Entspannungszonen mit Liegen ausgestattet sind. Zeitweise kann sich hier, wie auch in der südwestlichen Retentionsmulde, bei Starkregen Wasser einstauen und versickern bzw. verdunsten.
Der Erschließungsweg entlang der Nordfassade wird in seiner Lage erhalten, jedoch durch einen Belag mit Fugenanteil ersetzt, welcher zur Rasenfläche hin in ein Rasenfugenpflaster übergeht, sodass der Versiegelungsanteil im Hof auf das erforderliche Minimum reduziert wird. Die Grünflächen werden artenreich und standortgerecht bepflanzt. Die Fassaden der Treppenhäuser werden begrünt und so in ihrer Vertikalität untermalt. Ausreichend Fahrradständer finden sich entlang der Wege an geeigneten Stellen.
Neben den Höfen spielen auch die Dächer eine wichtige Rolle. Die Garagen und Müllhäuschen erhalten ein extensives Gründach in Leichtbauweise. So tragen sie zur ökologischen Aufwertung bei und verschönern durch ihr Grün den Anblick des Hofes aus den oberen Geschoßen. Die Dächer der Wohngebäude werden ebenfalls begrünt und mit einem Retentionsdach ausgestattet, welches Regenwasser in Gänze zurückhält. Der Überschuss wird zeitverzögert abgeleitet und in Mulden im Biodiversitätsband eingespeist, wo es sowohl pflanzenverfügbar ist und über die Biomasse verdunstet wird als auch versickern kann. Ein weiterer Teil des Dachwassers wird in einer Zisterne gespeichert und steht somit zur Bewässerung des Gartens in Trockenperioden zur Verfügung.
Die Dächer der beiden Parkhäuser werden gleichermaßen in das grüne Bild des neuen Quartiers eingebettet, zugleich aber auch für die gemeinschaftliche Nutzung ausgestattet. So werden auf dem nördlichen Parkdeck künftig neben einem Saum aus artenreicher, retentionsfähiger Dachbegrünung Flächen zum Gärtnern etabliert werden. Das Angebot wird ergänzt durch Arbeitstische unter einer schattenspendenden Pergola und einem kleinen Gewächshaus. Überschüssiges Dachwasser wird in einer Zisterne gespeichert und zum Bewässern der Gemüsegärten genutzt. Das östliche Dach bietet mit einem Streetballfeld Raum für sportliche Betätigung und lädt unter einer schattenspendenden Pergola zum Verweilen und Pausieren ein. Auch hier wird die Nutzung in ein breites und artenreiches Vegetationsband eingebettet.