MUSEUM FRIEDLAND


Realisierungswettbewerb
mit LIMA Architekten, Stuttgart
Juni 2018


FREIRAUM - KONZEPT UND GESTALTUNG
Um das neue Besucherzentrum eröffnet sich dem Besucher ein multifunktionaler Platz, der Raum zum Aneignen und Bespielen lässt und gleichzeitig zum Verweilen einlädt.
Die Geschichte des Ortes findet sich in subtilen Gesten wider, die die Symbolik erahnen lassen, nicht aber aufdrängen möchten. Der Kontext des Ortes mit seiner Nähe zu den Bahngleisen und den Lagergebäuden wird in der Materialität aufgegriffen. Raue, großformatige Beläge bilden zusammen mit verschiedenen Vegetationsformen Kontraste. Buntheit und Vielfalt finden sich ebenso wieder wie Chaos, Zerrissenheit, Neuorientierung und Integration.
Im Wettbewerbsgebiet entstehen drei Stationen entlang des bereits in Planung befindlichen Museumspfades. Die grafische Darstellung in den Plänen ist lediglich ein Platzhalter und kann, muss so aber nicht übernommen werden. Beginnend am Museum Friedland wird der Besucher, dem Aufdruck auf der Asphaltdecke folgend, über den bestehenden Parkplatz in Richtung Besucherzentrum geführt.
Die erste Station bildet der Galerie-Garten, der zum einen eine Sichtschutzfunktion in Richtung Bahngleise übernimmt, zum anderen als Ort der Begegnung und Interaktion fungiert. Heckenbänder mit integrierten Betonwänden bieten Platz für künstlerische Interaktion. Schulklassen und Flüchtlingskinder oder Einzelpersonen können sich hier austauschen und in Form von Bild oder Schrift das Erlebte verarbeiten und zum Ausdruck bringen. Zwischen den zunächst chaotisch angeordneten und dann zusehends geordneteren Heckenstrukturen wird die niedrige Ruderalvegetation der anschließenden Bahngleise weitergeführt, sodass diese nicht ausgeblendet sondern in die Neugestaltung integriert und mit ihr verwoben wird.
Der Galerie-Garten leitet den Besucher entlang des neuen Platzes zum Entrée des Besucherzentrums, das mit dem Bibliotheks-Garten einen weiteren Ort der Begegnung schafft und Wissenstransfer und intellektuellen Austausch zwischen Besuchern und Lagerbewohnern fördert. Der Garten wird nach Süden von einer Betonmauer begrenzt. Die Ortbetonflächen lösen sich nach Westen und zur Mauer hin in Pflanzflächen auf. Frei bewegliche Stühle unter Blütenbäumen erlauben das Lesen im Grünen.
Die Café-Terrasse an der Südostseite des Neubaus lädt zum Verweilen an dem mit Blütenbäumen gesäumten Platz und zum Beobachten des Geschehens ein.
Nach dem Besuch des Besucherzentrums führt der Museumspfad weiter zur dritten Station, dem Birkenhain, der als Ort der Kontemplation und des Rückzugs dient, aber auch die Begegnung und Interaktion auf einer kommunikativen Ebene anregen soll. Hier kann die Terrasse und die Kiesfläche unter dem Blätterdach zur Bühne für kleine Veranstaltungen werden, wie z.B. Storytelling Nights oder Musik- und Tanzabende. Die Sitzstufen erlauben den Zuschauern sich niederzulassen oder dienen einfach als Treffpunkt.
Am nördlichen Ende des Hains führt eine Rampe den Museumspfad durch die bestehende Grünfläche mit Blumenwiese und Bestandsbäumen. Einige Birken lösen sich vom Hain, begleiten den Besucher ein Stück weit und mischen sich unter die bestehenden Bäume.
Am Ende des Rundwegs durch das Grenzlager-Areal führt die Stufenanlage am Birkenhain wieder zurück auf den Platz am Besucherzentrum und zurück zum Museum.
Die Bahnhofsstraße im Bereich des neuen Besucherzentrums wird als Teil des Platzes verstanden und durch ihre Gestaltung und Materialsprache in diesen intergriert. Nach dem Shared Space-Prinzip ist die Nutzung vorrangig den Besuchern des Museums vorbehalten. Der bestehende Parkplatz am Museum wird um 5 Stellplätze erweitert. Weitere 10 Stellplätze befinden sich nördlich des Platzes entlang der Bahnhofstraße.
Zwischen dem bestehenden Parkplatz und dem Neubau werden 28 Stellplätze für das Bundesverwaltungsamt verortet und über einen Fußweg direkt mit dem Gebäude verbunden. Die Anlieferung erfolgt über die Bahnhofstraße, wo ein Kurzhaltebereich am südlichen Platz über den Fußweg mit dem Gebäude verbunden ist.