URBANE FREIRÄUME QUARTIER ELBBRÜCKEN, HAFENCITY


Hamburg
Realisierungswettbewerb
Mai 2016


LEITBILD - MARITIME FRAGMENTE
Das Leitbild der urbanen Freiflächen im Quartier Elbbrücken basiert auf der Geschichte des Hamburger Hafens, den Seefahrten und der Nähe zu Elbe und Nordsee:
Maritime Fragmente, die während der Recherche zum Ort gefunden wurden, werden zu einem Ensemble vereint: der Baakenwerder, die Elbe und ihre Gezeiten, Hafenrelikte, Wellen, Nordsee, Strandkörbe und Sonnenschirme, Weite und Nähe zum Wasser, Seefahrt und Afrika-Linien. Auch die Figur des Amerigo Vespucci, italienischer Seefahrer, überwiegend unter portugiesischer Flagge, und Namensvater für den Kontinent Amerika, inspiriert und hinterlässt seine Spuren.
Das Ergebnis ist eine Hafenlandschaft maritimer Fragmente, die atmosphärisch unterschiedliche, multifunktionale Räume bietet und den Besucher mitnimmt auf eine Reise ans Meer.
Die Nutzungen variieren nach Wochentag und Tageszeit. Die Gestaltung unterstreicht die Erkenntnisse, die aus der Schattenanalyse gewonnen wurden. Sowohl die Aneignung durch den Einzelnen oder durch Gruppen als auch kleine Märkte, Quartiersfeste und kulturelle Events wie z.B. Kunstaustellungen, Filmaufführungen und Konzerte sind möglich.

VERSMANNKAI und PETERSENKAI
Der Versmannkai wird in seiner Materialität fortgesetzt. Beläge, Warftmauern, Geländer und Baumpflanzungen führen bis zum Amerigo-Vespucci-Platz. Die Warftmauern im Bereich der Quartiersterrassen hingegen sollen das Thema der Afrika-Höfe bis an die Kai-Promenade bringen und Besucher in das höher gelegene Netz aus Plätzen und Terrassen locken. Ab Baufeld 105 wird die Kante der Promenade durch Sitzstufen ca. 1,2m abgesenkt, um die Nähe zum Wasser spürbarer zu machen. Dies hat auch den Vorteil, dass das Geländer nun auf der unteren Kaiebene verläuft und der Passant auf der oberen Kai-Ebene dieses kaum mehr wahrnimmt und somit das Gefühl der Weite noch verstärkt wird. Zwei kleine Balkone, die über das Wasser reichen, verstärken diese Intention. Der tiefer liegende Bereich ist barrierefrei über eine Rampe erreichbar.
Neben Bänken werden neue Stadtmöbel in Anlehnung an die an Elbe und Nordsee üblichen Strandkörbe installiert, die bereits den Urban Beach am Amerigo-Vespucci-Platz ankündigen.

KIRCHENPAUERKAI
Dem östlichen Ende des Kirchenpauerkais kommt eine große Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt zu. Die daran angrenzende U- und S-Bahn und ihre Switch-Flächen, als auch der Bootsanleger und der Fahrradweg werden diesen Bereich stark beleben. Aber nicht nur die Funktion als Durchgangs- und Verknüpfungsort macht diesen Ort bedeutend. Die Kai-Promenade ist im Gegensatz zu den Promenaden am Baakenhafen auch im Winter durchgehend besonnt, da sie durch keine Gebäude verschattet wird. Zudem bietet sich ein hervorragender Ausblick auf die Elbbrücken und den gegenüberliegenden Hafen, den die beiden in der Achse der Baakenwerder Straße platzierten Krane von diesem Ufer der Elbe aus grüßen.

AMERIGO-VESPUCCI-PLATZ UND HAMBURGER TOR
Dem Amerigo-Vespucci-Platz kommt als End- bzw. Startpunkt des Freiflächensystems der Hafen City eine besondere Bedeutung zu. Die Gliederung des Platzes greift die städtebauliche Figur auf und verbindet die beiden Höhenniveaus des Quartiers. Eine barrierefreie Rampe führt hinab zum Wasser. Diese wird begleitet von einem Holzdeck, das sich wellenartig vom Hafenbecken zum höheren Platz schiebt. Durch seine Form entstehen Hoch- und Tiefpunkte, geschützte Liegebereiche und Aussicht auf das Hafenbecken. Die permanent installierten, metallenen Sonnenschirme erinnern an Strand und Meer, spenden Schatten ohne die Aussicht von der großen parallel verlaufenden Treppenanlage und dem Belvedere auf dem Pavillon zu stören. Durch ihre fröhliche Farbe bringen sie spielerisch frischen Wind in das industriell geprägte Hafenviertel und verbreiten nicht nur im Sommer eine positive, wenngleich auch bizarr anmutende Stimmung. Südlich der Hafenwelle befindet sich auf höherem Platzniveau ein weiteres Belvedere. Auf dem unteren Niveau erinnert die Strandkorb-Lounge an Elbe und Nordsee. Aufgrund der Hochwassergefahr wird auf Sand verzichtet. Stattdessen bieten Holz und Rasen angenehme Liegeflächen.
Die Abstufung zum Wasser, die am Versmannkai begonnen hat, wird hier in großzügigen Stufen fortgesetzt. Die Hafenwelle schiebt sich am Ende des Versmannkais als Balkon über die nordöstliche Ecke des Hafenbeckens und bringt die Sonnenschirme bis ans Wasser.
Zusätzlich zu den Sonnenschirmen spenden Bäume Schatten. Diese verdichten sich zur Baakenwerder Straße hin zu einem Hain. Die im Masterplan vorgesehene Straßen-Bepflanzung wird hier unterbrochen. Der Baumhain spannt über die Straße und holt die Besucher bereits an der Bushaltestelle ab und begleitet sie auf den Platz. Gleichzeitig wird dem Autofahrer signalisiert, dass er hier einen besonderen Ort vorfindet. Dies kann unterstrichen werden durch eine Beschichtung der Asphaltdecke die sich zwar farblich an die Straße anpasst, aber durch die Haptik und das veränderte Geräusch erhöhte Aufmerksamkeit hervorruft. Auch die Plaza des Hamburger Tors als wichtige Verbindung zu U- und S-Bahn wird in die Baumstruktur eingebunden. In Erinnerung an Amerigo Vespucci, den Namensgeber für den Kontinent Amerika und als Gruß an die Partnerstadt Chicago besteht der Baumhain aus nordamerikanischen Bäumen, wie z.B. Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera), Amberbaum (Liquidambar styraciflua) und Silber-Ahorn (Acer saccharinum). Der Hain bildet ein starkes freiraumplanerisches Gegengewicht zu den hohen Gebäuden des Hamburger Tors. Um die Sicht zum Hafen trotzdem nicht zu versperren werden die Bäume hoch aufgeastet, so dass darunter ein offener und lichter Raum entsteht. Der Pavillion aus dem städtebaulichen Entwurf wird in den Hain integriert und belebt den Platz mit Belvedere und Café-Terrasse. Zum Hafenbecken hin werden einzelne Trauerweiden (Salix alba ‚Tristis’) beigemischt, um die Nähe zum Wasser bildhaft zu unterstreichen.